Therapie wirkt

Gesundheitsforum Svana Briske

Betrachtungen über den Beckenboden :

Wenn ein Mensch schon längst sprechen und laufen kann, lernt es erst langsam die bewußten und unbewußten Schalt- und Steuermechanismen zu kontrollieren, die zur Kontinenz führen .

Die Ausscheidungen kontrollieren und steuern zu können , setzt eine enorme neurologische, kognitive, emotionale , motorische und sensorische Kontrolle voraus.                                                      Das ist so selbstverständlich, dass wir das überhaupt nicht hinterfragen. So selbstverständlich das den Meisten zu sein scheint, so schwierig ist es, diese komplexe Fähigkeit ein Leben lang zu erhalten . Je älter wir werden, desto weniger wahrscheinlich bleiben wir kontinent.

Aber nicht nur ein langes Leben ist ein Risikofaktor für Inkontinenz. Frauen sind aufgrund ihrer fragilen Biomechanik des Beckenbodens und der Tatsache, Zweibeiner zu sein, in ihrer Stabilität deutlich benachteiligt.

Währenddessen es bei Säugetieren quasi hinten raus geht, geht es bei den Frauen fast senkrecht nach unten. Im Gegensatz zum Mann sind Frauen in der Mitte des Körpers durch die Vagina offen.

Auch haben Frauen, zumindest sicher häufiger als das männliche Geschlecht, eine deutlich schlechtere Abbildung ihres Geschlechts auf ihrer Bewusstseinsebene.

Dies liegt vielleicht daran, dass sie beim Urinieren ihr Geschlecht nicht in der Hand halten, wie der kleine Junge beim Urinieren. Auch eine soziologische Komponente kommt sicher dazu. Während der Pipimann , Schniedel o. Ä. gerne von Anfang an thematisiert werden , fristet die Vulva und Vagina eher ein Schattendasein.

Das ist natürlich auch eine Frage der Erziehung, der Kultur und sicher auch religiöser Tabus, die gerade  auf der Ebene der körperlichen Autonomie Menschen massiven Schaden zufügen  (Beschneidung).

Es ist schwieriger für das weibliche Wesen, ihr Geschlecht zu betrachten. Biofeedback ist die wichtigste Vorraussetzung, wenn ich ein motorisches Lernen initiieren möchte.  Die Abbildung im Nervensystem wird verbessert .

Dadurch kann ein motorisches Programm gestartet werden. Der Beginn des motor control learnings.

Geburten, schweres Arbeiten, aber auch langes Sitzen, belastet den Beckenboden und begünstigt das Absinken der Unterleibsorgane.

Zusätzliche Faktoren, wie angeborene Bindegewebsschwäche, Adipositas, die Wechseljahre und das Alter kommen hinzu.

Männer sind, wenn auch in weniger erheblichem Maße, von Beckenbodenproblemen betroffen. Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes, Adipositas, aber auch Atemwegserkrankungen oder neurologische Krankheiten, wie Multiple Sklerose oder Parkinson, nur um Wenige zu nennen, beeinträchtgen das komplexe System zwischen Halten und Loslassen.

Wenn Männer älter werden, leiden sie oft unter Entleerungsstörungen, weil die Prostata grösser wird  ( benigne Prostatahyperplasie ).

Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebsdiagnosen bei Männern in der zweiten Lebenshälfte.

Durch die Prostatektomie treten oft Probleme mit der Kontinenz auf. Der Mann muss nach der OP erst wieder lernen, kontinent zu werden.

Diabetes und Herz- Kreislauferkrankungen beeinträchtigen die männliche Erektion, häufig schon der Vorbote dieser systemischen Krankheiten.

Ich bin seit über 30 Jahren am Menschen direkt arbeitende Physiotherapeutin. Über die Jahre habe ich mich immer mit medizinischen Themen beschäftigt und viele Fortbildungen besucht.

Der menschliche Beckenboden fristet immer noch ein Schattendasein. Das hat er nicht verdient !    Er beeinflußt viele andere Beschwerden und Schmerzen viel mehr, als die Meisten denken.

Viele Menschen haben ja Rücken. Als Manualtherapeutin kenne ich jedes Gelenk, jede noch so kleine Struktur, eine ganze Welt öffnet sich vor mir, wenn ich einen Menschen betrachte.              Schmerzen zu reduzieren und Blockaden zu lösen, gelingt therapeutisch leicht. In den meisten Fällen ist die Linderung aber nur von kurzer Dauer.

Immer mehr bot sich mir das viel komplexere Bild zwischen all den Strukturen und  Regelkreisläufen. Wenn Atmung, Entspannung und Anspannung  ihren Rhythmus verlieren, entstehen Blockierungen. Denn Gehen und Bewegen, Sitzen und Belastung, stehen bei den meisten in einem Missverhältnis zueinander.

Leiden unsere inneren Körperstabilisatoren, dessen Taktgeber unser Atem ist, sind Bewegungseinschränkungen und strukturelle Beeinträchtigungen die unausweichliche Folge.

Je mehr ich befragte und hínterfragte, desto mehr kam dabei der Beckenboden ins Spiel.

Nicht nur bei den jungen Müttern mit ihren Geburtsverletzungen, auch bei den älteren Patienten mit Becken- und Rückenschmerzen oder bei den Patienten mit Asthma oder einer COPD.

Aber auch schon bei sehr jungen Menschen zeigt sich durch mangelnde Koordination und sehr einseitige, meist sitzende Belastung, eine Destabilisierung der körperaufrichtenden Kräfte.

Diese Kräfte sind im Inneren unseres Körpers verborgen und dienen als Dirigent für die vielen Muskeln, die uns unsere Gestalt verleihen.

Ein schwacher Dirigent hat ein chaotisches Orchester, der eine spielt zu laut, der andere zu leise.   Der Rhythmus ist ungleichmässig, einer verausgabt sich, ein Anderer tut gar nichts.

Ich erzähle meinen Patienten gerne, sie möchten sich einen Akrobaten oder exzellenten Tänzer in einer normalen Bewegung vorstellen. Nicht im Tanz, nein, in der Alltagsbewegung.                       Jedem noch so ungeschultem Auge , wird sich in dieser Bewegung etwas offenbaren :                Grazie und Leichtigkeit.

"Die Schwerkraft ist die Wurzel der Anmut " ( Laotse )

So wie ein Künstler leicht und fließend seine Hand mit dem Pinsel über das Blatt zaubert, so zeigt sich die körperliche Ökonomie in der Leichtigkeit der Bewegung und im Bewegungsfluss.

Leichtigkeit setzt Präzision voraus !

Biomechanisch betrachtet wird diese Präzision durch die tiefliegenden Muskelsysteme erreicht , die sich im Rumpf des Menschen befinden . Menschen sind die einzigen Zweibeiner auf der Erde. Diese besondere Ausrichtung im Raum verlangt kleinen Muskeln, Großes ab.                                                   Der Mensch befindet sich im eigentlichen Paradoxon zwischen Flexibilität und Stabilität.


Wenn man einen präparierten Beckenboden ins Licht hält, kann man nahezu hindurschauen, so fein und dünn ist diese Struktur. Und doch trägt sie uns durchs Leben, hält uns dicht und trägt unsere Kinder in der Schwangerschaft, der Beckenboden muss sich weit öffnen bei der Geburt, und loslassen können, um freudvollen Sex zu erleben.

Die Schwingungskapazität des Beckenbodens ist enorm.

Es ist eine Membran, die des Zwerchfells dickster Freund ist, Die Beiden tanzen den Tanz des Lebens im antagonistischem Gleichklang, idealerweise....